Skifahren war für ihn Adrenalin pur. Das Verlangen nach Geschwindigkeit. Nervenkitzel. Das Gefühl, als Bester gefeiert zu werden. Heute lässt es Michael Walchhofer, Abfahrts-Weltmeister von 2003, gerne ein bisschen ruhiger angehen. Unter anderem auf dem Golfplatz. Der 44-Jährige aus Altenmarkt/Zauchensee im Salzburger Land spricht im Interview mit Golf Alpin über Gletscher und Grüns, Ehrgeiz und den Spaß am Spiel.
Hallo Herr Walchhofer, Sie haben vor mittlerweile acht Jahren Ihre Karriere als Skirennläufer beendet. Was ziehen Sie denn inzwischen im Sommer vor: den Gletscher oder die Grüns?
Michael Walchhofer: Definitiv das Grün. Natürlich gehe ich immer noch gerne zum Skifahren. Aber ganz ehrlich: Ich mache das mittlerweile lieber im Winter. Denn Skifahren am Gletscher ist noch einmal etwas ganz anderes als auf einer Piste mit Neuschnee.
Sie waren jahrelang auf den Weltcup-Pisten unterwegs. Mit jeder Menge Adrenalin. Die Ruhe auf dem Golfplatz scheint völlig gegensätzlich zu sein. Haben Ski Alpin und Golf am Ende aber vielleicht doch mehr gemeinsam als man auf den ersten Blick erwartet?
Walchhofer: Grundsätzlich sind beide Sportarten natürlich total verschieden. Schon allein wegen der körperlichen Anforderungen. Und da Golf für mich der perfekte Ausgleich ist, habe ich die beiden Sportarten auch nie miteinander verglichen. Aber in beiden Bereichen spielt sich sehr, sehr viel im Kopf ab. Das Mentale, ja, das ist schon eine Gemeinsamkeit und speziell den Fokus auf den Punkt zu legen.
Warum glauben Sie, spielen so viele Spitzensportler aus vielen anderen Bereichen Golf?
Walchhofer: Wie gesagt, ich glaube, es ist für viele einfach der perfekte Ausgleich zum oft sehr stressigen und anstrengenden Alltag im Profisport. Egal, wer das ist, Skifahrer, Fußballer, Tennisspieler, alle nutzen Golf in der Regel zur Regeneration und zum Ausgleich für Körper und Geist.
Aber wird man als Vollblut-Sportler auf der Golfrunde nicht doch irgendwann wieder vom Ehrgeiz gepackt, obwohl man eigentlich nur eine gemütliche Runde mit den Kumpels drehen wollte?
Walchhofer: Sicher, den Ehrgeiz kann man nie ganz abschütteln. Aber mein großes Ziel auf dem Golfplatz ist es, Spaß zu haben. Und wenn ich zu ehrgeizig werde, dann ist das kein Spaß mehr (lacht).
Gibt’s denn auch die eine oder andere Wette auf dem Platz?
Walchhofer: Klar spielen wir immer mal wieder was aus. Aber nichts Großartiges. Das ist ja das Schöne am Golf: Durch das Vorgabesystem kann man sich auch mit Spielern unterschiedlicher Stärken messen.
Sie sind vom gefeierten Skistar mittlerweile auch zum erfolgreichen Hotelier geworden. Gemeinsam mit Ihrem Bruder Rupert betreiben Sie in Altenmarkt-Zauchensee das Familienhotel Zauchenseehof, das Hotel Zauchensee Zentral und Hotel Sportwelt. Welche Rolle spielt der Golfsport dort?
Walchhofer: Unsere Betriebe liegen zwar nicht direkt am Golfplatz, aber in knapp 15 Kilometern ist man zum Beispiel im Golfclub Radstadt, übrigens Weltweit der einige Golfplatz mit einer Golfgondel. Es gibt schon Gäste, die zum Golfen zu uns kommen. Aber generell kommen sie zu uns wegen der Berge. Zum Skifahren, Wandern oder Radeln. Es ist wieder angesagt, gerade auch bei Familien, Urlaub in den Bergen zu machen. Das ist doch wunderschön.
Zurück zum Golfen: Worüber freuen Sie sich am meisten, wenn Sie auf den Platz gehen?
Walchhofer: Über einen gelungenen Schlag. Dieses Gefühl ist genial.
Sie haben als Skirennläufer 19 Weltcup-Siege gefeiert, sind Abfahrts-Weltmeister geworden und haben bei den Olympischen Spielen eine Silbermedaille gewonnen. Aber was war denn bisher ihr größter Moment als Golfer?
Walchhofer: (überlegt) Ich habe in Wengen einmal die Lauberhorn-Abfahrt runtergespielt. Der Abschlag oben am Starthaus ist mir richtig gut gelungen und es lief an diesem Tag alles prima. Das war ein unvergessliches Erlebnis. Die Kulisse in Wengen, die Berge und die Atmosphäre – einfach genial.