Hier die herrliche Bergkulisse. Dort drüben das satte Grün und im Vordergrund das klare Wasser des Sees. Perfekte Fotomotive fürs Urlaubsalbum wie diese findet man auf den Golfplätzen im Golf-Alpin-Land an allen Ecken und Enden. Dank Handykameras und kompakten Digitalgeräten lassen sich solche Momente ganz einfach für die Ewigkeit festhalten. Doch nicht jeder ist gleich ein Meister der Fotografie. Was auf dem Golfplatz nach Wunderland aussieht, entfacht zuhause auf dem PC-Bildschirm in manchen Fällen kaum noch Wirkung. Leonhard Steinberg ist Golfer, einer der erfolgeichsten Golfblogger im deutschsprachigen Raum – und er ist Fotograf! Seit knapp elf Jahren arbeitet er in verantwortlichen Positionen in der Fotoindustrie. Nach vielen Jahren als Marketingleiter bei einem Objektivhersteller ist er nun als Head of Project Management bei einem Medienhaus der Imaging-Branche und verantwortet dort unter anderem den Aufbau einer Konferenz für professionelle Fotografen. Wer also sonst könnte exklusiv für Golf Alpin wertvollere Tipps geben als Steinberg.
Leonhard, wann ist das Licht für Golfplatz-Fotos am besten? Lohnt es sich, früh aufzustehen?
Steinberg: Auf jeden Fall. Nicht nur für Fotografen ist es morgens wunderschön auf dem Platz. Die Kombination von Morgentau und aufgehender Sonne machen es sehr einfach, schöne Motive zu finden. Ideal ist es dabei, wenn man im Urlaub direkt in der Nähe des Golfplatzes unterkommt und bereits vor dem Frühstück einen kleinen Morgenspaziergang unternehmen kann. Aber auch Richtung Feierabend, bei tiefstehender Sonne, lässt es sich sehr gut fotografieren. Der Punkt ist: Je tiefer die Sonne steht, desto mehr werden die Geländeformen durch Licht und Schatten betont. Der gleiche Platz kann in der hochstehenden Mittagssonne dagegen sehr flach und langweilig aussehen.
Aber wie fange ich die Szenerie denn am besten ein, dass es nicht nur nach grüner Wiese aussieht?
Steinberg: Es ist immer gut, gewisse Grundregeln zu nutzen. Der Goldene Schnitt ist eine davon. Vereinfacht kann man dafür das Bild dritteln und dann die wichtigen Motive in die Schnittpunkte legen. Meine Tippe für Golfplatzbilder: Den Bunker noch vorne ins Bild nehmen, einen Baum im unscharfen Bereich anschneiden oder interessante Formen und Strukturen suchen. Und natürlich auch immer wieder die kleinen Details am Rande des Platzes festhalten.
Welche Kamera ist für einen “normalen” Golfurlaub zu empfehlen? Tut’s auch die Handykamera?
Steinberg: Auf jeden Fall. Gerade in der heutigen Zeit ist die Qualität der modernen Smartphones erstaunlich gut. Das Handy ist sowieso fast immer dabei und nimmt wenig Platz ein. Ideal für Urlaubsbilder für Facebook oder Instagram. Aber natürlich stößt man hier auch mehr oder weniger schnell an die Grenzen des Equipments, je nachdem was man vorhat. Für schnelle Bildfolgen und Panoramabilder in bester Druckqualität ist eine spiegellose Systemkamera oder Spiegelreflex immer noch das Mittel der Wahl – natürlich mit dem Nachteil deutlich mehr Gepäck transportieren zu müssen. Ein guter Kompromiss könnten hochwertige Kompaktkameras sein, die teilweise bereits einen großen Sensor besitzen, aber noch vergleichsweise kompakt sind.
Dann lass uns doch mal bei der Handykamera bleiben: Was gibt’s da für Tipps und Tricks? Steinberg: Bei den neueren Smartphones lässt sich in der Kamera-App der RAW-Modus einstellen. Dadurch bekommt man noch mehr Spielraum für die spätere Bearbeitung.
Ansonsten würde ich immer die Finger vom Digitalzoom lassen. Die Qualität sinkt rapide ab.
Und was ist mit den voreingestellten Farbfiltern auf dem Smartphone?
Steinberg: Erlaubt ist, was gefällt. Wobei es als Grundregel immer gut ist, sich von den Extrempositionen der Filtereinstellungen fernzuhalten. Das hat sonst oft zu künstliche Farben oder weiße Ränder um Bildbestandteile zur.
Wie finde ich eigentlich die perfekte Perspektive?
Steinberg: Da gibt es kein Patentrezept. Es hilft aber oft, bereits die normale Sichtachse zu verlassen. Das heißt: In die Knie gehen und eine tiefe Perspektive einnehmen oder den nächsten Hügel, um einen höheren Standpunkt zu haben. Und ganz wichtig: Mit offenen Augen über den Platz gehen.
Wie bekomme ich das perfekte Actionfoto auf dem Golfplatz hin?
Steinberg: Das wichtigste Kriterium ist die richtige Belichtungszeit: Gerade bei längeren Belichtungszeiten verwischt die Bewegung. Wichtig ist auf jeden Fall: Eine möglichst hohe Bildfolge einstellen und bereits beim Abschwung den Auslöser betätigen. Aus dieser Bildfolge lässt sich dann sehr gut das ideale Bild heraussuchen, zum Beispiel der Treffmoment. Bei einigen Handys und Kameras gibt es auch Action-Funktionen, die direkt Bildfolgen erstellen. Das ist eine sehr effektive Hilfe und auf jeden Fall legitim zu nutzen. Mein Favorit sind dabei übrigens Bunkerbilder. Es sieht einfach stark aus, wenn viel Sand durch die Luft fliegt.
Danke für die Tipps. Damit ist das böse Erwachen zu hause ja fast schon ausgeschlossen. Oder gibt es auch noch absolute No Go’s?
Steinberg: Ja, die gibt es. Andere Spieler stören und in verbotene Zonen reinlaufen zum Beispiel. Wenn man gleichzeitig spielt und fotografiert sollte man darauf achten, Mitspieler und nachfolgenden Flights nicht zu behindern. Der kurze Griff, gerade in kurzen Wartemomenten, zur Kamera ist meistens der beste Weg.